Japan – ein Land, das für mich schon immer eine riesige Faszination ausübte, nicht nur wegen seiner einzigartigen Kultur, sondern vor allem wegen seiner unglaublich vielfältigen und raffinierten Küche.

Die Präzision, die Ästhetik und die tiefen Umami-Aromen sind einfach unvergleichlich. In diesem ersten Teil meiner kulinarischen Reiseerinnerungen nehme ich dich mit auf eine Entdeckungstour abseits der bekannten Pfade Tokios.
Wir starten unsere Reise 2019 mit meiner ersten prägenden Begegnung mit echten Soba-Nudeln in Yokohama, tauchen ein in die lebhafte Food-Szene Osakas und erleben ein unvergessliches vegetarisches Festmahl in einem buddhistischen Kloster am heiligen Berg Kōya-san. Es war der Beginn meiner tiefen Wertschätzung für die japanische Kochkunst.
Dies war der Auftakt unserer Reise, bevor wir uns ins Getümmel der größten Metropole der Welt stürzten. Hier geht es zu Teil 2 meiner Reise und meinen Food-Tipps für Tokio.

Erste kulinarische Liebe: Soba-Nudeln in Yokohama
Das erste kulinarische Abenteuer sollte direkt am ersten Abend beginnen. Mit viel Hunger entschieden wir uns für einen Nudelshop. Kalte Soba-Nudeln sollten es sein. Und was soll ich sagen, für mich war es Liebe auf den ersten Bissen!
Die leckeren Buchweizennudeln mit der aromatischen Dip-Sauce schmecken herrlich und sind in ganz Japan für ein paar Euro zu haben. Es sollte noch die ein oder andere Gelegenheit geben, um kalte Soba-Nudeln zu genießen.
Aber nicht nur die Nudeln waren großartig, auch der Kurzbesuch in Yokohama hat uns sehr begeistert. Die Stadt kann gut zu Fuß erkundet werden und ist sicherlich einen kurzen Besuch wert.

Osaka: Ramen, Pünktlichkeit und die vegetarische Herausforderung
Nach einer jetlagbedingt kurzen Nacht ging es für uns weiter nach Osaka. Wir hatten unseren Urlaub so geplant, dass wir in Osaka und Tokio jeweils ein Airbnb gemietet hatten, das uns als Homebase dienen sollte.
Zu viert ist ein eigenes Haus oder eine Wohnung eine tolle Sache. Wir saßen jeden Abend lange zusammen, haben gequatscht, Karten gespielt und viel gelacht. Bevor es aber weitergehen sollte, stand ein kurzer Abstecher ins Ramen-Nudel-Museum auf dem Programm. Ein nettes kleines Museum mit vielen kleinen Ramen-Shops im Keller.
Das Museum ist durchaus eine nette Aktivität, allerdings war es mir im Keller viel zu gedrängt und zu stickig. Wer damit aber kein Problem hat und gerne Nudelsuppe isst, für den ist das Ramen-Museum eine tolle Adresse.
Für mich ging es aber zunächst an die frische Luft zurück und dann ab in den Zug. Gerade wenn man um die Zuverlässigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland weiß, ist Zugfahren in Japan nämlich eine echte Offenbarung. Es fahren praktisch ständig Züge quer durchs Land, die sauber und unglaublich pünktlich sind. In Japan lässt es sich sogar nach Uhrzeiten Zug fahren.
Wenn du nicht weißt, wie deine Haltestelle genau heißt, dein Zug laut Japan Direct App um 10:24 an der Station ist, dann wird der Zug auch um 10:24 an einer Station halten, die die richtige ist. Es ist unglaublich – du siehst, ich bin wirklich schwer begeistert. Der Shinkansen brachte uns in Windeseile nach Osaka, in unser Airbnb und endlich auch zur ersten Schüssel Ramen für mich. Sehr sehr lecker!
Die kräftige Brühe mit reichlich Nudeln macht satt und glücklich. Vegetarische Alternativen ohne Fleisch sind leider nicht so einfach zu bekommen ohne vorherige Nachforschung. Von dem Gedanken, meine überwiegend vegetarische Ernährung mit gelegentlich etwas Fisch auch in Japan umsetzen zu können, habe ich mich recht schnell verabschiedet. Es gibt einfach ständig Fleisch oder Fisch. Egal in welcher Form.
Die Erkundung von Osaka stand für die nächsten Tage bevor. Viel Zeit blieb nicht, wir wollten von Osaka aus zum einen Kyoto in einem Tagesausflug besuchen und hatten uns eine Nacht im buddhistischen Kloster gebucht.

Ein Highlight für die Seele (und den Gaumen): Eine Nacht im Kloster am Kōya-san
Dafür musste zunächst ein Mietwagen beschafft werden. Anreise mit dem Zug geht auch, dauert aber von Osaka aus etwa 3 Stunden (im Vergleich zu 90 Minuten mit dem Auto) und ist mit Seilbahn und Co. doch ein bisschen abenteuerlich.
Für uns vier hat sich das Mietauto da wirklich mehr als gelohnt. Auch wenn die Straße direkt am Berg entlang, Abgrund auf der anderen Seite und Haarnadelkurven so weit das Auge reicht, auch eine Geschichte für sich war. Ich bin froh, dass die Jungs mit vertraut haben und niemand panisch aussteigen und zu Fuß gehen wollte.
Endlich in Mount Koyasan angekommen, waren wir überwältigt von der Schönheit der Natur, der Tempel und Klöster. Auf dem Berg war es gut 20 Grad kühler als im tropisch heißen Osaka. 35 vs. 15 Grad und die mitgebrachte Jacke war sehr willkommen. Regen gab es auch inklusive. Insgesamt ist das aber ehrlich gesagt das perfekte Wetter gewesen.

Im Kloster angekommen, gab es nämlich zunächst heißen Tee, den wir an einem Tisch in unserem Zimmer mit beheizter Decke schlürfen durften. Bei 35 Grad wäre das nicht halb so genial gewesen. Ein extrem leckeres Abendessen mit etwa 15 verschiedenen Leckereien in kleinen Schüsselchen gab es auch im Zimmer. Habe ich schon erwähnt, dass es weder Esstisch noch Betten gibt?
Gespeist wird auf dem Boden sitzend und geschlafen auf Futons – die übrigens kuschelig weiß und gemütlich sind. Aus meiner Sicht war das Abendessen im Kloster eines der besten Essen, die wir im ganzen Urlaub hatten. Und es war eines der wenigen wirklich vegetarischen Essen. Eine schöne Abwechslung zur sonst vorherrschenden Fleischschlacht. Eine schöne Abwechslung war auch das öffentliche Bad, das für die Klostergäste bereitstand.

Kulinarisches Wissen: Shojin Ryori
Das kunstvolle, vegetarische Festmahl in buddhistischen Klöstern wird „Shojin Ryori“ genannt. Diese traditionelle Küche verzichtet oft auf Fleisch, Fisch und stark riechende Zutaten wie Knoblauch oder Zwiebeln. Der Fokus liegt auf der Harmonie der fünf Farben und fünf Geschmäcker und der tiefen Wertschätzung für saisonale pflanzliche Zutaten. Ein unvergessliches kulinarisches und spirituelles Erlebnis!
Getrennt nach Geschlechtern konnten wir uns im heißen Wasser nochmal alle aufwärmen, bevor es in die kuschligen Futons ging, denn am nächsten Tag wartete um 6 Uhr morgens eine buddhistische Morgenzeremonie mit anschließendem Frühstück auf uns.
Für deutsche Verhältnisse und meinen Geschmack wieder sehr deftig mit heißer Suppe, Reis und divers eingelegtem Gemüse. Aber lecker war’s :) So gestärkt brachen wir auf zu einer kleinen Wanderung durch den buddhistischen Friedhof.

Malerisch und verträumt, mitten im Wald gelegen, haben die Gräber dieses Friedhofs nichts damit zu tun, was bei uns unter einem Friedhof verstanden wird. Wir waren uns einig, Koyasan ist in jedem Fall eine Reise wert und gehört für uns zu einer gelungenen Japan-Erkundung absolut dazu.

Kyoto im Schnelldurchlauf: Zwischen Tempeln, Touristen und einem stärkenden Abschluss
Kyoto war ein paar Tage später das Ziel des Tages. Hin kommen ist aus Osaka kein Problem, vor Ort fortbewegen hingegen ist nicht ganz so einfach. Verwöhnt vom umfassenden U-Bahn-Netz Osakas haben wir dasselbe auch in Kyoto erwartet. Tja, allerdings ist es besonders wenn man auf Sightseeing aus ist nicht ganz so einfach.
Statt U-Bahnen gibt es hier Busse. Wir haben uns meist jedoch aufs Taxifahren beschränkt. Und sind viel zu Fuß gelaufen. 25 Kilometer waren es am Ende des Tages. Selten haben meine Füße so wehgetan. Sehenswert ist die Stadt trotzdem. Wenn auch absolut überlaufen. Wer keine Menschenmasse mag, für den ist Kyoto nicht unbedingt zu empfehlen.

Dennoch ist der goldene Pavilion und auch der Fushimi Inari Schrein mit den hübschen roten Bögen etwas ganz Besonderes. Der Ansicht waren leider auch ungefähr 10.000 andere Touristen. Zur gleichen Zeit wie wir. Das wir unsere Homebase nach Osaka und nicht wie zunächst geplant nach Kyoto gelegt haben, war also die absolut richtige Entscheidung.

Aber immerhin wartete am Ende des Tages das nächste kulinarische Abenteuer auf uns. Spät abends zurück in Osaka waren wir alle richtig ausgehungert. Wie gut, dass es in Japan neben reichlich To-go-Gerichten in kleinen Supermärkten häufig auch einfache Gerichte in kleinen Imbissen zu kaufen gibt. Für uns war das an diesem Abend gebratenes Rindfleisch mit Reis. Dazu die unvermeidliche, aber sehr leckere Dashi-Brühe. Mehr braucht der Mensch nicht, um glücklich zu sein.

Ausblick: Auf nach Tokio!
Und schon war die erste Urlaubswoche vorbei. Ab in den Shinkansen und los ging es nach Tokio. Die erste Woche unserer Japanreise war ein Wirbelwind aus Eindrücken – von der Hektik Osakas bis zur stillen Spiritualität am Kōya-san und den Menschenmassen in Kyoto. Kulinarisch hatten wir schon so viel entdeckt, von meiner neuen Liebe zu Soba-Nudeln bis zur raffinierten Tempelküche.

Doch das größte Abenteuer stand uns noch bevor: das Eintauchen in die unendliche Food-Welt von Tokio, einer Metropole mit 38 Millionen Menschen. Bereit für das Großstadtgetümmel? Hier geht es weiter mit Teil 2 meiner kulinarischen Japan-Reise: Tokio!






