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Israel kulinarisch, Teil 1: Jerusalem – Wie ich meine Liebe zur Levanteküche entdeckte

Autorin: Annelie Ulrich

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Meine Reise nach Israel im Jahr 2016 war für mich eine kulinarische Offenbarung. Sie hat meine Augen und meinen Gaumen für die unglaublich vielfältige, frische und aromatische Levanteküche geöffnet.

Die Strassen aus Jerusalem

In diesem ersten Teil meiner Reiseerinnerungen nehme ich dich mit auf eine Entdeckungstour durch die pulsierenden Gassen von Jerusalem. Wir streifen über duftende Basare, probieren authentisches Street Food und erleben, wie eng Kultur, Glaube und Essen in dieser faszinierenden Stadt miteinander verwoben sind. Komm mit auf den Beginn einer Reise, die meine Art zu kochen nachhaltig geprägt hat! Nach unseren Tagen in Jerusalem ging die Reise weiter quer durchs Land bis an die lebhaften Strände von Tel Aviv.

Der Felsendom in Jerusalem

München 7 Uhr morgens 14 Grad und Nieselregen … Die Heimat macht uns die Abreise in den Urlaub wirklich nicht schwer. Nach grandiosen Sommerwochen spüren wir heute den ersten Anflug von Herbst. Mitte August kann das schon mal passieren. Umso besser, dass uns die Aussichten für die kommenden 14 Tage vor allem eines versprechen: Sommer, Sonne, Sonnenschein.

Das in einem Land, das größtenteils aus Wüste besteht, auch mal Temperaturen von 50 Grad bedeuten kann, haben wir zu diesem Zeitpunkt irgendwie nicht so richtig durchdacht. Begleitet werde ich auf dieser Reise von Andy, meinen Eltern und einem Freund aus Kindertagen, der das vergangene Jahr in Israel gelebt hat. Die Reise nach Israel klappt trotz vorheriger Bedenken ganz ohne Probleme.

Von den Sicherheitsvorkehrungen für Flüge nach Israel könnten sich so einige Airlines noch eine Scheibe abschneiden. Selbiges gilt auch für das Essen im Flugzeug. Normalerweise werfe ich einen Blick aufs Tablett, schnuppere am warmen Gericht und bleibe dann, wenn überhaupt, bei Obst und Joghurt.

Da komme ich lieber mit viel Hunger am Ziel an, als so etwas zu essen. War auf diesem Flug aber nicht so. Das Essen im Flugzeug war – und das meine ich wirklich ernst – unfassbar lecker. Und sehr authentisch. Es gab nämlich schon im Flieger Hummus und Pitabrot. Erstes Fazit: Kochen können sie, die Israelis.

Kulinarisches Jerusalem, ein Strassenstand mit frischen Säften
Trauben und Pomelo am Strassenrand von Jerusalem.

Ankunft in Jerusalem: Granatäpfel am Straßenrand

12 Stunden, eine S-Bahn-Fahrt, einen Flug und eine Fahrt im Sherut (israelisches Sammeltaxi mit todesmutigem Fahrer) später sind wir angekommen in Jerusalem. Im Zuhause für die nächsten sechs Tage. Zimmer bezogen, festgestellt, dass die Klimaanlage nicht funktioniert (wie wir später erfahren haben, war sie nicht kaputt, sondern läuft im Sommer grundsätzlich nicht) und schon kann es losgehen zur ersten Erkundungstour.

Und zum Abendessen … Ist nämlich mittlerweile 20 Uhr (Israel ist eine Stunde vor Deutschland). Erste Erkenntnis: In Israel wachsen Granatäpfel, Weintrauben und Pomelos einfach so am Straßenrand, wie bei uns Kirschen und Äpfel. Beim ersten Abendessen – natürlich authentisch israelisch mit Falafel, Hummus, Pitabrot und Co. – das erste kleine Fazit: Der erste Eindruck von Jerusalem und den Menschen vor Ort ist wunderbar.

Es erwarten uns spannende Tage. Tatsächlich gibt es wenige Orte auf dieser Welt, die eine bewegtere Geschichte haben als Jerusalem. Das Zusammentreffen der Religionen und Kulturen ist faszinierend. Auf den ersten Blick laut und bunt, wenn man genauer hinsieht, aber noch öfter leise und dezent. Es wird viel gebetet in Jerusalem.

Ungewöhnlich im ersten Moment für jemanden wie mich, der daheim ein modernes, schnelles Leben führt. Unsere Gastgeberin in der Unterkunft hat an einem Abend gesagt „Israel wird vom Gebet getragen“. Zwischen jüdischer Bar Mitzwa, christlicher Pilgergruppe (alle mit lila Hut) und den Rufen des Muezzin, im Meltingpot der Religionen wird dieser Satz zu meinem ständigen Begleiter.

Gewürze auf einem Markt in Jerusalem.
Jerusalem kulinarische Speißen auf dem Tisch.

Das Herz der Stadt: Streifzüge über die Basare

Jerusalem besuchen, das kann mit unterschiedlichen Erwartungen und Programmen geschehen. Die klassische Pilgerreise bezieht sich verstärkt auf den Besuch der religiösen Stätten, die die eigene Religion verehrt. Wir wollten mehr, wollten Land und Leute kennenlernen, erfahren, wie Kultur und Glaube die Menschen beeinflussen und wie der Alltag funktioniert.

Alltag und Kultur eines Landes lernt man auch immer über das Essen kennen. Und so gehören zu den Highlights unserer Tage in Jerusalem die Streifzüge über die Basare der Stadt. Gewürzhändler reihen sich an Bäcker, an Süßwarenverkäufern und Kaffeebuden. Zwischendrin wird Baklava gebacken und werden Falafel-Sandwiches verspeist. Eine Straße weiter heißt einen das bunte Farbenmeer der Textilverkäufer willkommen. Überhaupt hatten wir immer das Gefühl, willkommen zu sein.

Die Strassen Jerusalems aus unserem Urlaub
Die Klagemauer in Jerusalem

Gefühle von Gastfreundschaft und Sicherheit

Vor unserer Abreise wurde ich immer wieder gefragt, ob ich mir denn um die Sicherheitslage keine Gedanken mache. Und auch nach der (unversehrten) Rückkehr ist die Frage danach, wie sicher man sich denn gefühlt hat, ständig präsent.

Sicherlich ist Israel und Jerusalem im Speziellen immer wieder Schauplatz politisch brisanter Vorkommnisse. Als Tourist begegnet einem aber vor allem eines: unendliche Gastfreundschaft. Egal ob auf dem arabischen Basar, an der jüdischen Klagemauer, im armenischen Taxi oder in Tel Aviv am Strand: Ich habe mich jederzeit ausnahmslos willkommen und absolut sicher gefühlt.

Ein Ort der Stille: Nachdenkliches in Yad Vashem

Eine Station, die für mich im Vorfeld der Reise genau so wichtig war, die Klagemauer, Tempelberg und Co., ist Yad Vashem. Die Gedenkstätte des Holocaust liegt etwas außerhalb des Zentrums inmitten eines Berges.

Nach dem bunten Treiben Jerusalems herrscht hier größtenteils Stille, viel Natur. Man hört die Vögel zwitschern. Nach vier Stunden haben wir längst nicht alles gesehen, nicht alle Nummern auf dem Audioguide gehört. Die Stimmung ist nach dem Besuch nachdenklich. Überhaupt hat Jerusalem mich nachdenklich gestimmt. Ich habe viel über Gott und Glauben nachgedacht.

Wie der Glaube die Menschen auf dieser Welt beeinflusst und lenkt. Darüber, dass alle Religionen, wenn auch auf ihre eigene Art und Weise, mit eigenen Riten, Regeln und Geschichten am Ende doch zu einem Gott beten und sich trotzdem nicht einig sind. Und darüber, was eigentlich richtig und falsch ist im Leben – wie ich sein möchte und wo ich hin will. Vor der Weiterreise lassen wir bei einem frisch gepressten Orangen-Granatapfel-Saft die letzten Tage Revue passieren. Jerusalem ist alt, laut, bunt und lebendig. Irgendwie so wie erwartet und trotzdem ganz anders.

In sechs Tagen konnten wir eine Idee von Jerusalem bekommen. Auch einen Shabbat inklusive Shabbat-Sirene durften wir miterleben. Zur reinen Besichtigung der Sehenswürdigkeiten reichen sicher zwei oder drei Tage. Um den Alltag der Menschen und die Kulturen zu bestaunen, ist ein Leben nicht genug.

Eine schwarze Katze auf den Mauern Jerusalems

Ausblick: Der Roadtrip beginnt

Jerusalem hat uns nachdenklich, aber mit unzähligen neuen Eindrücken und Aromen im Gepäck zurückgelassen. Doch die Reise war hier noch nicht zu Ende. Nach einer letzten Nacht, in der wir den Geräuschen der Stadt lauschen durften, starten wir am nächsten Morgen mit einem frisch gepressten Granatapfel-Orangen-Saft in der Hand unseren Roadtrip – einmal quer durchs Land, dem Toten Meer und den modernen Vibes von Tel Aviv entgegen → Neugierig, wie es weitergeht? Lies hier Teil 2 meiner kulinarischen Reise durch Israel!

(Anmerkung: Dieser Text ist 2016 gleich nach unserer Reise entstanden und wurde 2025 um ein Inhaltsverzeichnis ergänzt)

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Ein Bild von Annelie von Heisse Himbeeren
Über den Author

Herzlich Willkommen in meiner Küche! Mein Name ist Annelie. Ich bin Foodie, Food Fotografin, vegetarische Rezeptentwicklerin, Autorin, Unternehmerin und Hundemama. Zum Autor

4 Gedanken zu „Israel kulinarisch, Teil 1: Jerusalem – Wie ich meine Liebe zur Levanteküche entdeckte“

  1. Hallo Annelie, viele Dank für den schönen Bericht von Deiner Israelreise. Ich bin zufällig auf Deinen Blog gestoßen auf der Suche nach israelischen Rezepten. Am meisten berührt hat mich aber in denem Bericht der Absatz: „Ich habe viel über Gott und Glaube nachgedacht. Wie der Glaube die Menschen auf dieser Welt beeinflusst und lenkt. Darüber, dass alle Religionen, wenn auch auf Ihre eigene Art und Weise, mit eigenen Riten, Regeln und Geschichten am Ende doch zu einem Gott beten und sich trotzdem nicht einig sind. Und darüber, was eigentlich richtig und falsch ist, im Leben – wie ich sein möchte und wo ich hin will.“ Ich glaube, Du hast genau den kritischen Punkt getroffen: Alle „Religionen“ versuchen ihre EIGENEN Rieten, Regeln, Traditionen, Art und Weisen aufzustellen, um ihr Verhältnis zu Gott zu finden, und deshalb sind sie auch so uneinig. Wie wäre es, wenn man Gott, der sich schon alleine in der Schöpfung offenbart und der durch SEIN Wort, der Bibel des alten und neuen Testaments, einfach nur vertraut und Gott die „Regierungsgewalt“ über mein/dein Leben überläßt. Ich kann Dir sagen, dass das die beste Erfahrung ist, die Du in Deinem Leben machen kannst. Gott bezeichnet Israel als seinen Augapfel, und er hat ein ganz Besonderes Verhältnis zu seinen auserwählten Volk. Hier können wir viel über Gott lernen, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, um aus Liebe zu den Menschen für ihre Schuld/Sünde am Kreuz zu sterben. Mit Sünde bezeichnet die Bibel die Entfernung von Gott, und daraus folgen die sündigen Taten. Das Eine ist Ursache, das Andere die Wirkung daraus. Gott/Jesus möchte zu uns kein „Religionsverhältnis“, sondern eine „Liebesbeziehung“. Das wünsche ich Dir von Herzen, denn so wirst Du erkennen können, wer Du sein möchtest, und wo Du hin willst. Shalom

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    • Lieber Michael,
      vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Dein Lieblingssatz ist auch mein Lieblingssatz in meinem Reisebericht. Tatsächlich beschäftigt mich die Reise und vor allem das, was es mit mir gemacht hat. Jede Entscheidung die ich treffe richte ich daran aus wie ich sein möchte und was ich mir für diese Welt wünsche. Am einfachsten ist es immer, bei sich selbst anzufangen. Vielen Dank für deine tollen Worte.
      Hab einen wunderbaren Start ins neue Jahr.
      Annelie

  2. Bei Falafel, Hummus und Pita-Brot würde ich ja allein schon schwach werden :D
    Vielen Dank für Deine schönen Eindrücke aus Jerusalem! Ich bin gespannt auf die Weiterreise!
    Viele Grüße, Yvonne

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    • Kann ich gut verstehen. Ist nach dem Urlaub momentan auch mein erklärtes Lieblingsessen. Die Kichererbsen dürfen im Vorratsschrank auf keinen Fall ausgehen!

      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Ich freue mich sehr, dass dir der Bericht gefällt :)
      Liebe Grüße
      Annelie

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