Startseite · Küchenmagazin · Japan kulinarisch, Teil 2: Ein Foodie-Guide für die Metropole Tokio

Japan kulinarisch, Teil 2: Ein Foodie-Guide für die Metropole Tokio

Autorin: Annelie Ulrich

Veröffentlicht:

Aktualisiert:

Nach unseren Abenteuern in Osaka, Kyoto und am heiligen Berg Kōya-san stürzten wir uns in das wohl größte kulinarische Abenteuer unserer Reise: Tokio. In diesem zweiten Teil meiner Reiseerinnerungen nehme ich dich mit in die faszinierenden Viertel der japanischen Hauptstadt, verrate dir, wie das Sushi in seiner Heimat wirklich schmeckt und teile einen absoluten Restaurant-Geheimtipp, der zu einem der unvergesslichsten Abende meines Lebens wurde.

Ankommen in Tokio: Zwischen Supermarkt-Himmel und U-Bahn-Chaos

In unserer Woche in Osaka waren wir einmal exakt zur Rush-Hour auf dem Heimweg zurück zu unserem Häuschen. Und das war schon ein Erlebnis. Wirklich leer sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Japan vermutlich nie, aber zum abendlichen Berufsverkehr bricht gefühlt die Hölle los. Den abendlichen Berufsverkehr zu umgehen erschien uns als sinnvolle Sache.

Spätestens gegen 21 Uhr kehrte in Osakas U-Bahn wieder etwas Ruhe ein und man hatte wieder Luft zum Atmen. Unbedarft wie wir waren, sollte das zunächst auch für Tokyo unsere Strategie werden. In der Theorie auch alles sehr sinnvoll. Praktisch, aber funktioniert Tokyo ein bisschen anders. Angekommen sind wir gegen Nachmittag. Status, U-Bahn voll, aber noch erträglich.

Eine Herausforderung ist in jedem Fall, dass in und um Tokio verschiedenste Zuganbieter unterschiedlichste Strecken bedienen. Wir wohnten in einem typischen Wohnviertel, eine 5-minütige Zugfahrt von Shinjuku entfernt. Der passende Zug war halbwegs schnell gefunden, allerdings ist der Anbieter nicht die Tokioter Metro, sondern ein anderes Unternehmen, heißt neues Ticket kaufen.

Das mit der Wochenkarte hatte sich damit auch gleich erledigt. Angekommen stand zunächst die Mission Kühlschrankbefüllen auf dem Programm. Da wir jeweils kleine Häuschen gemietet hatten, waren wir Selbstversorger, was in Osaka häufig in Fertigfutter und dem allgegenwärtigen Seven Eleven endete. Zum richtigen Einkaufen blieb keine Zeit.

Umso spannender war dann der Ausflug in einen richtigen großen japanischen Supermarkt. Nach längerem Suchen fanden wir im Keller sogar eine geniale Obst- und Gemüseabteilung. Wir waren kurzzeitig im siebten Himmel. Abends sollte dann die erste Erkundung von Tokyos Zentrum starten. Allein der Weg dorthin war ein Abenteuer.

Das, was wir in Osaka als „Berufsverkehr” kennengelernt hatten, ist in Tokyo Normalzustand. Zum Feierabend tritt dann ein Zustand ein, den man als verwöhnter Deutscher in der Heimat vermutlich so nie erlebt hat. Vergleichbar wäre die Menge an Menschen, die sich durch die engen Tunnel der Bahnhöfe schieben, etwas mit dem Menschenauflauf vor einem großen Fußballspiel oder Samstagmittag auf der Wiesn. Mal 2 versteht sich.

Es sind einfach unfassbar viele Menschen unterwegs. Für jemanden wie mich, der zwar per se kein Problem mit Menschenmassen hat, sie aber, wenn möglich, doch lieber vermeidet, war das eine Umstellung – um es mal vorsichtig auszudrücken. Oberirdisch verteilt sich das Chaos übrigens kaum bis gar nicht. Am Samstagabend ist schlichtweg ganz Tokio auf den Beinen und unterwegs auf den Straßen, in Restaurants und Cafés. Dementsprechend überfüllt sind sie. Die Lösung war ein genialer Burger. Nicht wirklich japanisch, darf aber auch mal sein.

Authentische Entdeckungen: Wo die Einheimischen essen

Gegessen haben wir insgesamt sehr gut. Unser kleines Viertel Daitabashi ist zwar nicht der Nabel der Welt, da dort aber hauptsächlich Tokioter leben und es keine Hotels gibt, versprechen die Restaurants authentische Küche. Trotzdem nicht altbacken, muss ich dazu sagen. Zum Beispiel waren wir sehr leckeren Curry essen. Curry gibt es in Japan zwar an jeder Ecke, es sieht aber ehrlich gesagt nicht besonders appetitlich aus.

Braune Sauce mit undefinierbarer Einlage auf Reis. Lecker ist es trotzdem. Alex und Martin schwören darauf, ich habe mal probiert und es ist tatsächlich um Welten besser, als es aussieht. Trotzdem haben wir tatsächlich hübsches Curry gefunden. Mit 20 verschiedenen Gemüsesorten drin. Auf Wunsch fleischfrei und ein absolutes Gedicht.

Bei der nicht vorhandenen Auswahl an fleischfreien Gerichten im Land eine schöne Abwechslung. Das japanische Curry nachzumachen steht noch ganz oben auf meiner To-Cook-Liste. Neben dem wunderbaren Curry-Laden befand sich in fußläufiger Entfernung zu unserem Häuschen übrigens auch das tollste Restaurant der ganzen Reise. Ein sehr authentisches japanisches Restaurant, das verschiedenste Speisen serviert. Das Konzept ist denkbar einfach. Alle Gerichte kommen in kleinen Portionen.

Man sitzt um den Tisch herum, bestellt allerlei Leckereien und jeder probiert von allem etwas. Es wird geteilt. Vom leckeren Salat über gedämpftes Gemüse bis hin zu Rindereintopf und Sashimi lässt die Karte keine Wünsche übrig. Sitzen tut man, wie gesagt, entweder an kleinen Tischen oder an der Bar. Immer direkt auf dem Boden. Unter Tisch und Bar befinden sich Munden, in denen die Beine bequem Platz finden.

Schuhe ausziehen ist selbstverständlich Pflicht und vor dem Essen werden die Hände desinfiziert. Besonders zu empfehlen ist übrigens der Bamboo Sake, der eiskalt in einem echten Bambushalm und aus frischen Bambusgläsern serviert wird. Und natürlich die „Makerele with nice lemon”. Dabei handelt es sich um ein frisches, rohes Makrelenfilet, das am Fisch mit einem Bunsenbrenner abgeflammt wird. Gibt der Kellner das Zeichen, presst man die mitgelieferte Zitrone über den Fisch.

Der Kellner ruft daraufhin laut “Nice Lemon” und das ganze Lokal jubelt, klatscht und ruft ebenfalls „Nice Lemon” – absolut verrückt, aber sowohl vom Ambiente als auch der Kulinarik ein echter Volltreffer und noch dazu ein Geheimtipp, weil das Restaurant nicht direkt im Zentrum liegt. Wir waren so begeistert, dass wir unseren letzten Abend in Japan erneut in diesem Restaurant verbrachten. Es war der gelungenste Abschluss, den wir uns vorstellen konnten.

Auch in Tokyo bestätigt sich, dass es dort, wo auch die Einheimischen sind, doch meist am schönsten ist, was wirklich nicht heißen soll, dass typischen Touri-Attraktionen in Tokyo nicht sehenswert sind. Aber das echte Leben lernt man am besten dort kennen, wo die Einheimischen leben und essen.

Tokio von oben: Sky Tree & nächtliche Hafenrundfahrt

Womit wir schon beim nächsten Thema wären, dem Sightseeing. Natürlich haben wir nicht nur gegessen in Tokio, sondern auch allerhand besichtigt. Am beeindruckendsten war mitunter der Tokio Sky Tree. Der Fernsehturm ist das höchste Gebäude Tokios und verfügt über eine tolle Aussichtsplattform. Auch auf den Tokyo Tower kann man hinauffahren, wir haben uns aber für den Sky Tree entschieden.

Er ist um einiges höher. Von oben hat man eine grandiose Aussicht über ganz Tokio, den Hafen und die umliegenden Berge. Den Fuji kann man theoretisch auch sehen. Es war aber leider recht diesig an diesem Tag, sodass der Blick in die Nähe zwar wunderbar, der Blick in die Ferne aber leider etwas eingeschränkt war. Einen Besuch ist der Sky Tree in jedem Fall wert.

Wir waren tagsüber oben, ich stelle mir den Ausblick aber auch bei Nacht ganz wunderbar vor. Die nächtliche Skyline von Tokio lässt sich noch auf eine andere Art ganz wunderbar besichtigen, nämlich vom Wasser aus! Im Hafen von Tokio gibt es verschiedene Anbieter für Hafenrundfahrten. Den Frachthafen und die umfangreichen Hafenanlagen lassen sich vom Wasser aus am besten besichtigen und Häfen haben ohnehin immer ein Flair von weiter Welt.

Bei Nacht ist der Ausblick auf die beleuchteten Docks, an denen weiterhin emsig gearbeitet wird, auf einen der Flughäfen von Tokyo, der direkt am Hafen liegt, und die atemberaubende Skyline der Millionenstadt unschlagbar. Eigentlich wollten wir nur eine kleine Rundfahrt im Hafen bei Tag unternehmen, die letzten Tage waren kilometerreich genug und die müden Füße brauchten etwas Ruhe.

Angekommen am Hafen fanden wir am Pier einen roten Teppich vor, der zum Ticketschalter führte. Ein beschlipster, gut gekleideter Herr erklärte uns mit Händen, Füßen und dem üblichen gebrochenen Englisch, welche Tickets es gibt. Wir entschieden uns für die Dinner Cruise ohne Essensbegleitung. 3 Stunden lang sollte das Spektakel dauern. Noch kurz Soba-Nudeln verspeisen und schon ging es los. Erwartet haben wir eine normale Fähre. Tja, das war es aber nicht.

Mit erhabener Musik und erneut mit roter Auslegeware ging es an Bord einer großen Yacht. Auf dem Oberdeck an der Bar, direkt im Fenster durften wir auf bequemen Ledersesseln Platz nehmen und uns einmal durch die Cocktailkarte trinken.

Vom Oberdeck aus führte eine kleine Treppe noch weiter nach oben. An der frischen Luft und praktisch ganz ohne die anderen Gäste, die ja alle noch mit verschiedensten Dinnerangeboten auf anderen Decks beschäftigt waren, genossen wir den atemberaubenden Ausblick auf die Skyline Tokyos, von der wir uns immer weiter entfernten.

Vorbei an den Docks, Disneyland, dem Flughafen und später auch wieder zurück. Aus einer kleinen Rundfahrt ist ein echtes Ereignis geworden. Wie auch schon Mount Koyasan sind auf Reisen häufig die Unternehmungen, an die man die wenigsten Erwartungen hat, die schönsten.

Das kulinarische Herz Japans: Sushi & Onigiri

Wenn wir schon beim Stichwort Wasser sind, dann fällt mir natürlich auch gleich Sushi ein. Das Gericht, das in Deutschland wohl die meisten Menschen mit Japan verbinden, darf natürlich auf einer gelungenen Japanreise nicht fehlen. Sushi esse ich gerne, deswegen war es durchaus eines der kulinarischen Highlights für mich. Und was soll ich sagen, es war grandios. So gutes Sushi wie in Japan habe ich noch nie gegessen.

Und ich bezweifle ehrlich gesagt, dass ich irgendwo anders auf der Welt je wieder so gutes Sushi essen werde. Die Sushimeister beherrschen ihr Handwerk. Weder auf den Fischmärkten und schon gar nicht in den Sushilokalen riecht es nach Fisch, alles ist hygienisch sauber und so frisch, wie es irgendwie möglich ist.

Bestellt wird mit Händen und Füßen, Englisch spricht wie schon mehrfach erwähnt ja eh fast niemand und Wasabi kommt frisch gerieben direkt mit ins Röllchen – und zwar in genau der Menge, die nach Ansicht des Sushimeisters richtig ist. Extra gibt’s nicht und braucht man auch nicht. Sojasauce dazu und schon kann das Festmahl beginnen. Auf dem Foto siehst du eine Thunfisch-Sushi-Platte.

Die hier allgegenwärtigen Maki-Röllchen (Noriblatt, Reis und Fisch drin) gibt’s zwar auch, aber eher selten. Üblicher sind Nigiri. Reisbällchen mit Fisch darauf. Viel Fisch. Das Verhältnis von Reis zu Fisch ist fast eins zu eins. In dieser Qualität und Frische kriegt man das bei uns einfach nicht. Falls doch, lass es mich gerne wissen. Nigiri sind übrigens nicht zu verwechseln mit Onigiri. Klingt ähnlich und enthält Reis, da enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon.

Während Nigiri, wie gesagt Sushi ist, ist Onigiri für die Japaner das, was für uns die Käsesemmel ist. Ein schneller Snack, den man wunderbar unterwegs und aus der Hand essen kann. Es handelt sich bei Onigiri um kalte Reisküchlein, die mit allerlei Leckereien wie Thunfisch mit Mayo, Lachs, Seetang und Wasabi, aber auch Rindfleisch und eingelegter Pflaume gefüllt sind.

Ein Noriblatt kommt drumherum. So verpackt schmeckt der Reis Snacks unglaublich lecker. Am liebsten waren mir die Onigiri, wo das Noriblatt erst beim Auspacken des Reis Küchleins in Berührung mit dem Reis kommt.

Das Noriblatt bleibt dadurch schön knusprig und schmeckt einfach nur herrlich in Kombination mit dem klebrigen Reis. Da gerate ich richtig ins Schwärmen … Onigiri sind also ein echtes Muss auf jeder Japanreise. Du kannst sie auch kaum übersehen. Es gibt sie an jedem Kiosk und in jedem Supermarkt im Kühlregal zu kaufen. Eine kleine Sehenswürdigkeit, die wirklich nicht typisch japanisch ist, aber trotzdem sehr sehenswert ist, ist die Starbucks Roastery.

Zentral gelegen bietet die Rösterei der beliebten amerikanischen Kaffeehauskette eine wunderbare Location, um einen Kaffee oder einen Cocktail an der dazugehörigen Bar zu genießen. Starbucks gibt es in Japan an jeder Ecke, dementsprechend passt es sehr gut, dass eine der wenigen Roasterys, die es weltweit gibt, in Japans Hauptstadt gelegen ist.

Die Roastery erstreckt sich über vier Etagen inklusive Dachterrasse und ist sehr beeindruckend. Auf einen schnellen Kaffee oder einen Drink vor dem Abendessen lohnt sich ein Abstecher. Wir waren vor allem von der Cocktailkarte angetan. Jeder Drink enthält Kaffee oder Tee – eine herrliche Abwechslung zu den üblichen Cocktailklassikern, die man hier in Deutschland gerne serviert bekommt.

Ein letzter Stopp: Mount Fuji & die Rückkehr

Fehlt noch ein großer Punkt auf unserer To-See-Liste, bevor es wieder zurück in die Heimat ging. Der Mount Fuji. Der Vulkan ist der ganz Stolz der Japaner und eines der größten Wahrzeichen. Das durften wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Von Tokyo aus sind es mit dem Reisebus gerade einmal etwa 90 Minuten und schon ist man da. Von Juni bis August darf der Fuji auch bestiegen werden.

Wir waren außerhalb dieser Zeit da, hatten aber ein irres Glück mit dem Wetter. Strahlend blauer Himmel empfing uns und der Fuji, der seine Spitze gerne in ein Wolkenkleid hüllt, erstrahlte in ganzer Pracht. Ein herrlicher Ausblick und entlang des Sees am Fuße des Fuji lässt es sich vorzüglich spazierengehen. Mal abgesehen vom Freizeitpark gibt es am Fuji nicht viel zu tun. Entspannung pur.

Mein Tipp für dich ist, die Busfahrt hin und zurück zum Fuji ein paar Tage im Voraus zu buchen. Wir wollten erst am selben Tag buchen und haben lediglich eine Hinfahrt im Shuttlebus buchen können. Zurück ging es im Bummelzug. Drei Stunden lang über Stock und Stein zurück vom Fuji nach Tokio.

Meine kulinarischen Learnings: Was ich aus der japanischen Küche mitgenommen habe

Diese Reise durch Japan war mehr als nur Urlaub – sie war eine tiefgreifende kulinarische Lektion. Was ich von den Ramen-Bars in Osaka, der Tempelküche in Kōya-san und den Sushi-Meistern in Tokio besonders mitgenommen habe, sind diese Erkenntnisse:

  • Die Bedeutung von Dashi: Die präsente Umami-Note in so vielen Gerichten, die eine unglaubliche Geschmackstiefe erzeugt.
  • Perfektion im Detail: Die Qualität des Reises, die Frische des Fisches, die Ästhetik des Anrichtens – jedes Detail zählt.
  • Textur als Genuss: Die Kombination von ‚chewy‘ Nudeln, knusprigen Toppings und seidigem Tofu ist eine Kunst für sich.

Vielleicht haben dich meine Erlebnisse ja inspiriert, selbst einmal die japanische Küche zu erkunden. Einige meiner von dieser Reise inspirierten Rezepte findest du hier:

Ich hoffe, meine kulinarische Reise durch Japan hat euch gefallen und inspiriert! Welches japanische Gericht fasziniert euch am meisten oder habt ihr selbst einen unvergesslichen Food-Moment aus Japan zu teilen? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Schlagwörter

Ein Bild von Annelie von Heisse Himbeeren
Über den Author

Herzlich Willkommen in meiner Küche! Mein Name ist Annelie. Ich bin Foodie, Food Fotografin, vegetarische Rezeptentwicklerin, Autorin, Unternehmerin und Hundemama. Zum Autor

Schreibe einen Kommentar