Der Duft von echter Vanille ist für mich der Inbegriff von Gemütlichkeit und feiner Pâtisserie. Aber ein Blick ins Backregal kann einen schnell überfordern: Vanilleschote, Vanilleextrakt, Vanillepaste, Vanillezucker, Vanillinzucker … Was ist was, was lohnt sich wirklich und was ist nur ein billiger Ersatz?
Als ich vor vielen Jahren mit dem Backen angefangen habe, war natürlich auch die Vanille direkt ein Thema. Schließlich verwendet so gut wie jedes Backrezept eine Form von Vanillezucker oder Ähnlichem. Experimentiert man dann so wie ich gerne mit englischsprachigen Rezepten, ist das Vanille-Chaos perfekt, denn Vanilleextrakt und Co. gibt es dort schon länger als bei uns. Über die Jahre habe ich aber durch unzählige Back-Experimente gelernt, welches Vanille-Produkt für welches Rezept das beste Ergebnis liefert.
In diesem umfassenden Guide bringe ich Licht in den Vanille-Dschungel. Ich zeige dir die entscheidenden Unterschiede, worauf du beim Kauf achten musst und wie du die besten Vanille-Produkte sogar ganz einfach selbst herstellen kannst.
Das Duell: Echte Vanille vs. Vanillin – Original gegen Fälschung
- Echte Vanille: Stell dir ein ganzes Orchester vor! Echte Vanille besteht aus über 200 verschiedenen Aromastoffen. Das macht ihren Geschmack so komplex, tief und vielschichtig. Vanille gehört zur Familie der Orchideengewächse und kommt heute meist aus Madagaskar. Gut 80 % der weltweiten Ernte stammt von dort. Ihren Ursprung hat sie jedoch in Mexiko. Nach der Ernte werden die Vanilleschoten fermentiert und getrocknet, wodurch sie erst ihr typisches Aroma entwickeln. Es ist ein wirklich arbeitsintensiver und langwieriger Prozess, der viel Handarbeit erfordert. Deshalb sind Vanilleschoten in guter Qualität auch so hochpreisig.
- Vanillin: Das ist der einzelne Trompeter. Vanillin ist nur ein einziger, meist künstlich hergestellter Aromastoff. Er riecht zwar nach „Vanille“, hat aber keine Tiefe und schmeckt oft aufdringlich und eindimensional. Zwar enthält auch echte Vanille den Stoff „Vanillin“, jedoch ist er hier nur einer von vielen Aromagebern.
- Mein Fazit: Für mich ist der Griff zur echten Vanille immer die Investition wert. Der Unterschied ist gewaltig und hebt deine Backwaren auf ein neues Level.
Dein Vanille-Kompass: Schote, Paste, Extrakt & Zucker im Detail
Die Vanilleschote – Die Königin Was ist das? Vanilleschoten sind die getrockneten Fruchtkapseln der Vanille-Orchidee. Sie sind der Ursprung des so begehrten Vanillearomas. Worauf beim Kauf achten? Eine gute Schote ist prall, biegsam und leicht ölig-glänzend, nicht ausgetrocknet und brüchig. Sie riecht intensiv nach Vanille und sollte immer so gelagert werden, dass sie nicht austrocknen kann. Wofür verwende ich sie am liebsten? Für feine Cremes wie Crème Brûlée oder Panna Cotta, bei denen die Vanillepunkte sichtbar sein sollen und das pure Aroma der Star ist.
Die Vanillepaste – Die praktische Alleskönnerin Was ist das? Ausgekratztes Vanillemark, vermischt mit Zucker/Sirup zu einer Paste. Manchmal wird auch die ganze Schote fein gemahlen. Worauf beim Kauf achten? Wirf auf jeden Fall einen Blick auf die Zutatenliste! Sie sollte Vanillemark-Konzentrat weit oben listen, außerdem sollte die Paste sichtbare Vanillepunkte enthalten. Wofür verwende ich sie am liebsten? Mein täglicher Held für Kuchenteige, Frostings und wenn es schnell gehen muss, ich aber nicht auf echte Vanillepunkte verzichten will.
Der Vanilleextrakt – Der flüssige Aromen-Booster Was ist das? Vanilleschoten, die in Alkohol (meist Wodka oder Rum) eingelegt wurden und ihr Aroma abgegeben haben. Ich verwende sehr gerne ausgekratzte Vanilleschoten, die übrig sind, für selbst gemachtes Vanilleextrakt und gebe sie einfach in meine vorhandene Flasche mit Vanilleextrakt, die ich immer wieder mit Alkohol auffülle. Worauf beim Kauf achten? Echtes Extrakt sollte nur Vanilleschoten, Alkohol und Wasser enthalten. Vorsicht vor „Vanille-Aroma“, das oft künstlich ist. Wofür verwende ich ihn am liebsten? Perfekt für Omas schnelle Haselnussplätzchen, Keksteige oder alles, wo ein flüssiges Aroma sich gut verteilt. Ich verwende es auch sehr gerne für schnelle Rührteige, in denen Vanille nicht der dominante Aromageber ist (Schokokuchen, Nusskuchen oder Rotweinkuchen).
Der Vanillezucker – Der Klassiker Was ist das? Zucker, der mit echter, gemahlener Vanille oder Vanillearoma vermischt wurde. Worauf beim Kauf achten? Unterscheide zwischen Vanillezucker (mit echter Vanille, oft an den schwarzen Pünktchen erkennbar) und Vanillinzucker (mit künstlichem Vanillin). Wofür verwende ich ihn am liebsten? Zum Bestäuben von Gebäck wie bei meinen Vanillekipferl oder als schnelle Lösung, wenn nichts anderes im Haus ist. Ich habe Vanillezucker immer als Backup in der Vorratskammer, da er sich ewig hält.
Meine Geheimtipps: Die besten Vanille-Produkte einfach selber machen!
Vanillezucker selber machen (Der einfachste Trick) Gib 1–2 ausgekratzte Vanilleschoten mitsamt des Marks in ein Glas mit ca. 500 g Zucker und mische es gut. Lass den Vanillezucker bestenfalls mindestens eine Woche ziehen. Wenn du in Zukunft ausgekratzte Vanilleschoten übrig hast, kannst du sie einfach in das Glas geben und immer wieder Zucker nachfüllen. So hast du immer den aromatischsten Vanillezucker der Welt.
Vanilleextrakt selber machen (Geduld, die sich auszahlt) Das perfekte Geschenk aus der Küche! Längs aufgeschnittene Vanilleschoten in eine Flasche geben, mit geschmacksneutralem Alkohol (Wodka, weißer Rum) auffüllen, verschließen und an einem dunklen Ort mehrere Wochen ziehen lassen. Ab und zu schütteln. Das Ergebnis ist ein tiefdunkler, unglaublich intensiver Extrakt. Ich habe zu selbst gemachtem Vanilleextrakt sogar ein ausführliches Rezept mit Tipps und Tricks geschrieben.
Meine liebsten Rezepte, bei denen Vanille der Star ist
Jetzt, wo du ein Vanille-Profi bist, ist es Zeit zu backen! Hier sind einige meiner Lieblingsrezepte, bei denen die Qualität der Vanille den entscheidenden Unterschied macht:
- Klassische Crème Brûlée
- Selbstgemachtes Vanilleeis
- Omas Vanillekipferl
- Selbst gemachte Vanillesoße
- Italienische Panna Cotta
FAQ – Deine Fragen aus dem Vanille-Dschungel
Am besten lagerst du sie luftdicht, kühl und dunkel, z. B. in einem Glasröhrchen, damit sie nicht austrocknen.
Als Faustregel kannst du dir folgende Formel merken: 1 TL Extrakt = 1 TL Paste = Mark einer halben Schote. Wobei die Intensität des Vanillegeschmacks natürlich aufsteigend ist. Sprich, Paste schmeckt vanilliger als Extrakt, jedoch ist das Mark der Vanilleschote immer am intensivsten und vollmundigsten.
Du kannst zum Beispiel Vanillezucker ansetzen, sie in Milch für Pudding auskochen oder in deine Vanilleextrakt-Flasche stecken.
Ich hoffe, dieser Guide bringt Licht in den Vanille-Dschungel und inspiriert dich zu vielen aromatischen Back-Abenteuern! Welches Vanille-Produkt ist dein heimlicher Favorit? Verrate es mir in den Kommentaren!